„Metaphysik und Erkenntnistheorie bei Thomas von Aquin“

Im Rahmen der Generalversammlung der Görres-Gesellschaft vom 26. bis 29. September 2015 in Bonn tagt die Sektion Philosophie am Montag, den 28. September 2015, in Hörsaal XVI des Universitätshauptgebäudes zum Rahmenthema
„Metaphysik und Erkenntnistheorie bei Thomas von Aquin“.

Der spätestens seit Kant erhobene Vorwurf an die Metaphysik des Mittelalters, sie habe sich grundlegenden erkenntnistheoretischen Fragestellungen nicht gestellt, ist – wie in der Forschung immer wieder herausgestellt worden ist – unzutreffend. Die in kritischer Absicht betriebene Problematisierung der Bedingungen menschlicher Erkenntnis gehört vielmehr zum festen Bestandteil der metaphysischen Debatten.
Ausgangspunkt dieser engen Verknüpfung von Metaphysik und Erkenntnistheorie ist der aristotelische Begriff des Seienden als Seienden in seiner von Avicenna geprägten Interpretation als eines allgemeinsten und ersterkannten Begriffs, der zu einer Konzeption von Metaphysik führt, in der sich uns die transempirische Wirklichkeit weniger durch die rational begründete Annahme einer letzten Ursache
erschließt, als vielmehr durch die Klärung der Fundamente und Prinzipien, die unserem Erkennen zugrunde liegen. Diesen Zusammenhängen soll am Beispiel des Thomas von Aquin nachgegangen werden.
Die Vorträge sind öffentlich. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Prof. Dr. Isabelle Mandrella (isabelle.mandrella@lmu.de)

Programm:
9.15 Uhr
Prof. Dr. Isabelle Mandrella (München)
Einführung

9.30 Uhr
Prof. Dr. Rolf Darge (Salzburg):
Vom Transzendentalen zum Transzendenten: der onto-theologische Weg der
Metaphysik nach Thomas von Aquin

11.00 Uhr
Prof. Dr. Wouter Goris (Amsterdam):
Transzendentale Einheit bei Thomas von Aquin

14.00 Uhr
Prof. Dr. Dr. Christian Tapp (Bochum):
Möglichkeit und Grenzen der Gotteserkenntnis nach Thomas von Aquin

15.00 Uhr
Prof. Dr. Dr. h.c. Ludger Honnefelder (Bonn):
Metaphysik des Ersten oder Metaphysik des Ersterkannten? Überlegungen
zur Möglichkeit einer „Ersten Philosophie“ im Anschluss an Thomas von
Aquin

Nähere Informationen zur Generalversammlung der Görres-Gesellschaft
finden Sie unter www.goerres-gesellschaft.de

«Licht und Dunkel im Mittelalter»: 6. interdisziplinäre Ringvorlesung der «Zürcher Mediävistik» im Herbstsemester 2015

2015 ist das internationale Jahr des Lichtes, und passend dazu soll sich die nächste Ringvorlesung der «Zürcher Mediävistik» mit dem Thema «Licht und Dunkel» auseinandersetzen. Dabei sollen sowohl das physische Phänomen des Lichtes, seine Gradierungen und seine Abwesenheit (im Dunkel oder im Schatten) wie auch an seine metaphorischen und symbolischen Verwendungen berücksichtigt werden.
Zur Physik des Lichtes gehört dessen Einsatz in der Architektur zur Nutzbarmachung, Einteilung und Hierarchisierung des Raumes und die Beobachtung vom Wechsel der Lichtverhältnisse zur Messung und Einteilung der Zeit. Die Trennung von Licht und Finsternis in der Schöpfungsgeschichte führte zu einem Nachdenken über die Rolle des Lichtes in der Naturphilosophie und die symbolische und metaphorische Verwendung ist in literarischen, theologischen, philosophischen und anderen Diskursen geradezu allgegenwärtig: Licht und Dunkel können auf Gott und den Teufel verweisen, sie werden mit Wissens- und Erkenntnisprozessen in Verbindung gebracht, sind ein wichtiger Bestandteil von Figurenbeschreibungen in der Literatur (Schönheit, Heiligkeit, Hautfarbe) oder stehen hinter den zwei stilistischen Prinzipien der perspicuitas und der obscuritas.
Die Vorträge im Einzelnen:
• 16.09. Maximilian Benz: «In finsteremo lioht scinit». Der Johannesprolog bei Otfrid von Weissenburg
• 23.09. Kathrin Utz Tremp: «Als die Menschen schliefen…». Zur Nächtlichkeit des Hexensabbats
• 30.09. Lukas Rösli: «Nacht heisst sie bei den Menschen, aber Dunkelheit bei den Göttern». Licht und Dunkel in der altnordischen Mythologie
• 07.10. Thomas Klinkert: Dunkelheit und Licht in Dantes Commedia
• 14.10. Alois M. Haas: Gott «ist ein durliuhtec lieht». Licht und Dunkel als Gottesprädikate
• 21.10. Carmen Cardelle: Erleuchtung aus der Dunkelheit. Zur obscuritas in Lehrschriften des Frühmittelalters
• 28.10. Susanne Köbele: wildekeit. Spielräume literarischer obscuritas im Mittelalter
• 04.11. Anna Bücheler: Materialisiertes Himmelslicht. Gold und Gemmen als Materialmetaphern in der Buchmalerei Karls des Grossen
• 11.11. Gerhard Dohrn-van Rossum: Innovationen. Die mechanische Uhr und die moderne Stundenrechnung
• 18.11. Daniela Mondini: Sehen im Dunkeln. Lichtregie im Sakralbau der Romanik
• 25.11. Barbara Schellewald: Licht-Spiele. Die Entdeckung der Materialität des Mosaiks
• 02.12. Therese Bruggisser-Lanker: Vom Leuchten der Musik zum Licht der Weisheit. Die Lichtmetaphorik in der Musikanschauung der Renaissance
• 09.12. Benno Wirz: Nicht nichts. Philosophische Perspektiven auf Licht und Dunkel

Die Vorträge finden jeweils Mittwochs ab 18.15 Uhr statt und richten sich an Studierende aller Studienstufen und Fachrichtungen sowie an alle weiteren Interessierten.
Veranstaltungsort: Universität Zürich, Gebäude der Juristischen Fakultät, Rämistrasse 74, Raum G041

Den Flyer zur Ringvorlesung finden Sie hier.

„Theorien des kreativen Akts im Mittelalter“

Das mediävistische Institut der Universität Freiburg Schweiz
veranstaltet vom 7.-9.9. 2015 eine Tagung zum Thema „Theorien des
kreativen Akts im Mittelalter“.

Das Kolloquium möchte die mittelalterliche Wahrnehmung und Vorstellungen zur Rolle des Künstlers und Schriftstellers, so wie vom Wesen des kreativen Aktes untersuchen. Wenn Gott der ultimative Schöpfer ist, sollte die menschliche Kreativität als Teil des Gottesbildes und die menschlichen künstlerischen Leistungen als Teilhabe am Göttlichen verstanden werden?
Oder stellen jene, welche sich darum bemühen etwas zu kreieren, um sich das Göttliche anzueignen, eine gefährliche Anmassung zur Schau und formen Werke, die wie Idole, die Menschen von ihrer Verehrung Gottes abhalten?
Mittelalterliche Autoren und Künstler konnten ihre Aktivitäten durch den Appell an die Tradition verteidigen: ein kreatives Werk gewann an Glaubwürdigkeit, wenn es sich auf ein vorher geschaffenes Werk bezog, welches bereits Akzeptanz und Anerkennung erfahren hatte. So wiederholten Maler die Kompositionen, Themen und Farben von früheren Malern, Philosophen zitierten ausführlich aus den Werken klassischer Denker, Poeten übersetzten und stellten die Texte von Chronisten und Kommentatoren und anderer Poeten zusammen, ob in Latein verfasst oder in den Volkssprachen. Alternativ dazu, oder häufiger noch zusätzlich, reklamierten Künstler für ihre Werke eine direkte göttliche Absicherung: z. B. wenn gewisse Frauen im Mittelalter versuchten, Hindernisse, die sie aufgrund ihres Geschlechtes erfuhren, zu überwinden, indem sie ihre Texte als visionär rechtfertigten, die ihnen direkt von Gott eingegeben worden seien.
Es wird im Allgemeinen davon ausgegangen, dass es im Spätmittelalter eine Veränderung von Status und Funktion des Künstlers gibt. Während er zuvor mehrheitlich anonym blieb und seine Bedeutung heruntergespielt wurde, so wurden nun die individuellen Fähigkeiten und der Status als Künstler stärker gewichtet. Im Bereich der Malerei wird immer wieder Giotto als erstes Beispiel für einen Künstler angeführt, der für seinen eigenständigen kreativen Beitrag wertgeschätzt wurde und in der Literatur ist es die Selbstdarstellung von Chaucer als Übersetzer, Kompilator und Kommentator, welche die Einstellung parodiert, nach der der Poet den Status eines ,Urhebers‘ von sich weist, indem er sich an die Traditionen klammert.
Hat die Forschung übertrieben, in dem sie ein solches Bild vom Künstler im Spätmittelalter zeichnet? Handelt es sich um eine unzulässige Vereinfachung, einen spätmittelalterlichen Heldenkult des Künstlers und der individuellen künstlerischen Kreativität zu proklamieren, welche den Weg zur Renaissance oder zu neuzeitlichem Verhalten bereitet hätte? Auf diese Fragen soll das geplante Kolloquium Antworten suchen.

Den Link zur Veranstaltung finden Sie hier.