Aktuelles aus dem Mediävistenverband
Nachruf
Der Mediävistenverband trauert um sein Ehrenmitglied Prof. Dr. Ursula Schaefer, die am 7. Juni 2022 in Freiburg verstarb. Ursula Schaefer studierte ab 1966 in an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg die Fächer Anglistik, Germanistik und Politische Wissenschaften und war nach Ablegung ihres Staatsexamens (1971) für mehr als zwei Jahrzehnte Wissenschaftliche Angestellte am Englischen Seminar. 1976 promovierte sie zu einem Thema in der mediävistischen Literaturwissenschaft (Höfisch-ritterliche Dichtung und sozialhistorische Realität: Literatursoziologische Studien zum Verhältnis von Adelsstruktur, Ritterideal und Dichtung bei Geoffrey Chaucer, publiziert 1977). In ihrer Lehre, und zunehmend auch in ihrer Forschung, deckte sie in der Folge ebenfalls breite Bereiche der diachronen und synchronen englischen Sprachwissenschaft ab. Generationen von Studierenden respektierten ihren unbestechlichen Sinn für wissenschaftliche Qualität, profitierten von ihrer außerordentlichen didaktischen Begabung und schätzten sie für ihre Zugewandtheit. Trotz ihrer enormen Lehrbelastung, die sie allerdings nie als solche empfand, publizierte sie in dieser Zeit regelmäßig, unter anderem gemeinsam mit Lilo Moessner eine erfolgreiche Einführung ins Mittelenglische (Proseminar Mittelenglisch: Lehrbuch mit Texten, Grammatik und Übungen, 1974, 2. Auflage 1987). 1989 habilitierte sie sich mit einer Studie zu Vokalität: Altenglische Dichtung zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit (publiziert 2002). Zu ihren wichtigsten akademischen Lehrern in Freiburg zählten Willi Erzgräber und Herbert Pilch, deren Impulse sie aufnahm und in intellektueller Eigenständigkeit weiterentwickelte. Einen weiteren prägenden Einfluss stellte der Sonderforschungsbereich 321 „Übergange und Spannungsfelder zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit“ dar, im Rahmen dessen ihre Habilitation entstand. Die interdisziplinäre Offenheit und kooperative Forschungskultur dieses Verbundes kamen ihrem Temperament entgegen und waren auch die Leitmotive in ihrem Engagement im Mediävistenverband. 1991 wurde sie als Fachvertreterin in den Beirat des Mediävistenverbandes gewählt, wo sie bis 1995 auch das Pressereferat betreute.
1993 folgte sie einem Ruf auf eine Professur für Ältere Englische Literatur an der Humboldt-Universität zu Berlin und stieg 1995 als Vertreterin des nächsten Tagungsorts in das Präsidium des Mediävistenverbandes auf, dem sie danach von 1997 bis 2003 weiterhin als Schatzmeisterin angehörte. Zusammen mit Wilhelm G. Busse erhielt sie 2003 die Ehrenmitgliedschaft für ihre Verdienste und ihren Einsatz für den Mediävistenverband. In der Zwischenzeit hatte Ursula Schaefer 1999 auf einen Lehrstuhl für Englische Sprachwissenschaft an der Technischen Universität Dresden gewechselt. In dieser Zeit festigte sie ihre wissenschaftliche Reputation als eine international führende anglistische Mediävistin. In zahlreichen ihrer Schriften zeigte sie darüber hinaus, wie moderne Ansätze in der Erforschung von Sprachideologien für die Mediävistik nutzbar gemacht werden können, umgekehrt aber auch, wie die gegenwartsbezogene Forschung zu diesen Themen von der Beschäftigung mit dem Mittelalter profitieren kann. Sowohl in Berlin wie auch in Dresden war sie in führender Position in der Hochschulleitung tätig.
Nach ihrer Pensionierung im Jahr 2013 kehrte sie nach Freiburg zurück, wo sie sich in alter Verbundenheit in das Seminar- und Universitätsleben einbrachte. Ihre Lehrveranstaltungen – zu Sprache, Kultur und Literatur der altenglischen Epoche, aber auch zu Sprachideologien der jüngeren Zeit – ergänzten das Lehrprogramm des Seminars und fanden stets regen Anklang bei den Studierenden. In Würdigung ihrer wissenschaftlichen Leistungen und des speziellen Engagements für das Englische Seminar und für die Universität Freiburg ernannte sie der Rektor im Jahr 2017 zur Honorarprofessorin. Im Sommer 2021 konnte sie im informellen Kontext ihr hundertstes Semester als akademische Lehrerin begehen. Auch dem Mediävistenverband blieb sie nach ihrer Emeritierung freundschaftlich verbunden und war seit 2015 bis zu ihrem Ableben als Kassenprüferin tätig. Wir alle werden sie als international anerkannte Wissenschaftlerin und als engagierte und herzliche Kollegin in bester Erinnerung behalten.
Beiheft erschienen - The Past Through Narratology
Mateusz Fafinski / Jakob Riemenschneider (ed.), The Past Through Narratology. New Approaches to Late Antiquity and the Early Middle Ages (MABH 18), Heidelberg 2022.
Die Onlineausgabe finden Sie hier.
Ausschreibung Leipziger Sommerkurs für Handschriftenkultur
Dieses Jahr bietet die Universitätsbibliothek Leipzig wieder einen Sommerkurs zur mittelalterlichen Handschriftenüberlieferung an, der von der Krupp-Stiftung sowie dem Mediävistenverband gefördert wird.
Der Handschriftenkurs 2022 findet vom 4. bis 10. September statt. Die Bewerbungsfrist läuft bis 15. Mai 2022. Weitere Informationen finden Sie hier.
CfP Zeitschrift "Das Mittelalter"!
Den aktuellen Call for Papers für das Heft 2/2023 der Zeitschrift „Das Mittelalter“ zum Thema „Medieval Animal Studies“ finden Sie hier.
Förderung von Wissenschaftler*innen in einer frühen Karrierephase - Call for Projects
Der Mediävistenverband ist eine Plattform der interdisziplinär ausgerichteten Mediävistik. Zu seinen zentralen Anliegen gehören die Vernetzung und Förderung von Wissenschaftler*innen in frühen Phasen ihrer wissenschaftlichen Karriere. Dazu zählt die Ermöglichung von Anschubfinanzierungen für interdisziplinäre mediävistische Projekte in Höhe von bis zu 1500 €.
Die Anschubfinanzierung ist offen und flexibel und möchte damit die Entwicklung neuer Forschungsideen fördern. Die Projekte sind weder an bestimmte Formate noch an bestimmte Ergebnisse gebunden. Ob Workshops mit Vortragsformat, Podiumsdiskussionen, Treffen zur Planung von interdisziplinärer Forschung (z. B. mit dem Ziel der Beantragung eines wissenschaftlichen Netzwerks oder der Planung eines Themenhefts der Zeitschrift), Onlineprojekte oder anderes – der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.
Mit den zweijährigen Symposien, der Zeitschrift „Das Mittelalter“ und der Reihe „Das Mittelalter. Beihefte“ (MABH) bietet der Mediävistenverband – wenn gewünscht – Möglichkeiten der Präsentation und Publikation von Ergebnissen der Projekte.
Weitere Informationen finden Sie hier.
Zeitschrift erschienen - Kinderlosigkeit im Mittelalter!
„Das Mittelalter“ 2021 · Band 26 · Heft 2 „Kinderlosigkeit im Mittelalter“ – herausgegeben von Regina Toepfer und Bettina Wahrig ist online erschienen. Den Band finden Sie hier.
Verlängerte Bewerbungsfrist für interdisziplinären Frühjahrskurs
Ausschreibung: Interdisziplinärer Frühjahrskurs ‚Inschrift – Handschrift – Buchdruck. Medien der Schriftkultur im späten Mittelalter‘, Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald, 7.–11.3.2022, Bewerbungsschluss (neu) 23.01.2022
Hinweis: Für den Frühjahrskurs wurde zunächst als Bewerbungsschluss der 21. November 2021 publiziert. Angesichts der sich drastisch zuspitzenden pandemischen Lage, die allgemeine Planungsunsicherheit mit sich bringt, wurde der Bewerbungsschluss nun deutlich verlängert bis zum 23. Januar 2022.
Weitere Informationen finden Sie hier.
Call for Issues "Das Mittelalter" 2023-2024
Der Mediävistenverband e.V. veröffentlicht seit 1996 die halbjährlich erscheinende Zeitschrift „Das Mittelalter“, die international an über 1100 Mitglieder des Verbandes versandt wird. Die Hefte von „Das Mittelalter“ sind thematisch ausgerichtet, interdisziplinär zusammengesetzt und diskutieren aktuelle Fragestellungen aus allen Bereichen mediävistischer Forschung. Seit 2021 erscheint die Zeitschrift auch open access und wird von Heidelberg University Publishing (heiUP) publiziert.
Für die Hefte 2023-2 und 2024-1 sucht der Mediävistenverband je zwei oder drei Heftherausgeber/innen, die zusammen ein Heft von „Das Mittelalter“ zu einem selbstgewählten Thema mit acht bis zehn Beiträgen aus verschiedenen mediävistischen Disziplinen zusammenstellen (Heftherausgeber/innen müssen mindestens promoviert sein).
Nähere Informationen finden Sie hier: Call for Issues_deutsch / Call for Issues_english
Symposium 2023 "Normen und Ideale"
Das nächste Symposium „Normen und Ideale“ findet vom 5. bis 8. März 2023 in Würzburg statt. Aktuelle Informationen finden sich unter: <http://www.romanistik.uni-wuerzburg.de/mvsymposium2023>
Vergabe des Dissertationspreises 2021
Der Mediävistenverband hat am 09. März 2021 den Dissertationspreis an Anna Jouravel für ihre Arbeit „Die Kniga palomnik des Antonij von Novgorod: Edition, Übersetzung, Kommentar“ verliehen.
Laudatio zur Vergabe des Dissertationspreises des Mediävistenverbandes
Liebe Kolleginnen und Kollegen, vor allen Dingen liebe Frau Jouravel. Es ist mir eine besondere Freude, in diesem illustren Kreis die Laudatio auf Sie und Ihre Dissertation halten zu dürfen. Denn aus der Perspektive meiner Disziplin, der Slavischen Philologie, einer „kleinen“ Philologie, läuft man manchmal Gefahr, von der methodischen Raffinesse, der breiten Quellenverfügbarkeit und dem Ressourcenreichtum „größerer“ Philologien überrannt zu werden, ebenso, wenn auch unabsichtlich, inhaltlich als marginal und wenig relevant dargestellt zu werden – oder sich zumindest so zu fühlen. Umso mehr freut es mich, dass sich der Mediävistenverband dafür entschieden hat, Ihre Dissertation „Die Kniga palomnik des Antonij von Novgorod: Edition, Übersetzung, Kommentar“, die an der Schnittstelle von slavischer Philologie und Byzantinistik sowie christlicher Archäologie angesiedelt ist, auszuzeichnen und so ein klares Signal für Originalität, Qualität und Innovation, für Inter- und Transdisziplinarität, für eine ganzheitlich verstandene Mediävistik und nicht zuletzt für kleine Fächer gesetzt hat.
Ihre Dissertation stellt eine kommentierte Edition einer kirchenslavischen Quelle aus dem byzantinischen Konstantinopel dar. Ihr Hauptverdienst ist, durch skrupulöse philologische Arbeit wertvolle neue Erkenntnisse zur sakralen Topographie Konstantinopels zutage zu bringen. Die Arbeit zeichnet sich durch höchste philologische Präzision, sprachliche Souveränität, argumentative Stringenz, einen eigenständigen, scharfen analytischen Blick, Originalität und ein hohes Maß an demonstrierter Literatur- und Quellenkenntnis aus. Besonders hervorzuheben sind neben den von Ihnen überzeugend demonstrierten exzellenten Griechisch- und Slavischkenntnissen die interdisziplinäre Breite und die ausgiebige Reflexion über Sinn, Aufgaben und Ziele der Editionsphilologie, die Sie in Ihrer Arbeit anstellen, ein Thema, das auch im 21. Jahrhundert nichts von seiner Aktualität verloren hat.
Der dann von Ihnen in die Praxis umgesetzte editorische Ansatz ist aus meiner Sicht äußerst mutig und originell: Während in Bezug auf den slavischen Text, den slavistischen Gepflogenheiten entsprechend, in diplomatischer Weise die älteste vorhandene Handschrift mit kritischem Apparat herausgegeben wird, versucht die deutsche Übersetzung, getreu der Devise „so wörtlich wie nötig und so frei wie möglich“ einen emendierten Lesetext herzustellen, der die interdisziplinäre Reichweite der Edition über die (sprachwissenschaftlich orientierte) slavische Philologie hinaus deutlich erhöht. Sie versuchen damit, die Vorteile zweier editorischer Schulen zu verbinden, freilich auf Kosten der Übereinstimmung des edierten und des übersetzten Texts. Wir beide haben bei einem Vortrag von Ihnen erlebt, dass dieser Ansatz in der slavistischen Fachcommunity durchaus nicht unumstritten ist und auch Gegenwind hervorruft. Gleichwohl halte ich diese Vorgehensweise für äußerst bedenkenswert und für durchaus vorteilhaft im Vergleich zu einer reinen Emendation oder reinen diplomatischen Edition mit Apparat. Eine solche Lösung kann aus meiner Sicht auch Strahlkraft für andere Philologien entwickeln. Wie Sie wissen, bin ich ein Fan davon, das digitale Medium zur flexiblen Darstellung der Fluidität von Editionen zu nutzen. Ihr Konzept ist aus meiner Sicht prädestiniert dafür und ich würde es sehr begrüßen, wenn Sie Ihre Arbeit entsprechend fortsetzen und damit nicht zuletzt auch eine digitale Antwort auf manche Fragen und Diskurse der „New Philology“ versuchen.
Beeindruckend an Ihrer Arbeit ist weiterhin Ihr Stil, den ich für äußerst souverän und sehr gediegen halte. Besonders hervorzuheben und sehr befriedigend ist die philologische Präzision bei der Wiedergabe slavischer (und griechischer) Textstellen mit mustergültiger Berücksichtigung zahlreicher Diakritika und supralinearer Grapheme.
Insgesamt handelt es sich bei Ihrer Arbeit, liebe Frau Jouravel, um ein höchst erfreuliches, sehr reifes Werk, das sowohl durch seinen intellektuellen Anspruch als auch durch seine äußerst sorgfältige Ausführung besticht. Highlight ist neben der Erweiterung unseres Wissens über die sakrale Topographie Konstantinopels eine höchst originelle und äußerst bestechende Editionskonzeption, die Vorbildcharakter für ähnliche Vorhaben haben und weit über die slavische Philologie hinausstrahlen kann – vielleicht möchten auch einige der Anwesenden, die in anderen Diskurszusammenhängen und Fachtraditionen editorisch tätig sind, sich die Arbeit vor diesem Hintergrund zu Gemüte führen und sich von ihr inspirieren lassen?
Mit diesem Wunsch, dass Ihre Dissertation interdisziplinär Früchte tragen möge, schließe ich meine Laudatio – ich gratuliere Ihnen, liebe Frau Jouravel, ganz herzlich für Ihre hervorragende Leistung, die aus meiner Sicht vollkommen zu Recht mit dem Dissertationspreis des Mediävistenverbandes ausgezeichnet wurde. Ich bin mir sicher, Sie damit einen wichtigen Meilenstein für die Weiterentwicklung der Editionsphilologie im 21. Jahrhundert gelegt haben. Herzlichen Glückwunsch!
Achim Rabus
Nachruf
Der Mediävistenverband trauert um sein langjähriges Mitglied Julia Zernack, die am 16. Januar 2021 nach langer Krankheit im Alter von 58 Jahren verstorben ist. Nach dem Studium der Skandinavistik und Slavistik in Frankfurt am Main und Berlin, wo sie 1992 mit einer Arbeit über Isländersagas in Übersetzungen deutscher Germanisten promoviert wurde, hatte sie seit 1999 die Professur für Nordische Philologie mit altnordistischem Schwerpunkt an der Ludwig-Maximilians-Universität München und seit 2001 die Professur für Skandinavistik an der Goethe-Universität Frankfurt inne.
In der Skandinavistik vertrat Julia Zernack mit zahlreichen Publikationen und Projekten die Rezeptionsgeschichte der nordischen Mythologie und die bis heute politisch brisante und gesellschaftlich bedeutsame Fachgeschichte, in der sie sich wie kaum jemand im Kollegenkreis auskannte und für die sie auch international als Expertin gefragt war. Zudem hat sie nicht nur die Rezeption der Überlieferung des skandinavischen Mittelalters kritisch begleitet, sondern sich mit der von ihr mitherausgegebenen deutschen Neuübersetzung der Isländersagas auch um ihre zeitgemäße Vermittlung verdient gemacht. Dabei verstand sie es, Studierenden und Mitarbeitenden in einem kleinen Fach nicht nur ihre Begeisterung für seine Inhalte bis hin zur Gegenwartsliteratur zu vermitteln, sondern mit unermüdlichem Einsatz für das Institut auch ein stabiles Umfeld zu schaffen.
Im Beirat des Mediävistenverbands war Julia Zernack von 2003 bis 2011 eine sehr engagierte Vertreterin der Skandinavistik, mit der zu diskutieren und Neues zu entwickeln stets große Freude gemacht hat. In der kollegialen Zusammenarbeit war sie eine sehr herzliche und tatkräftige Kollegin, eine zugewandte und sehr angesehene Wissenschaftlerin, die sich bis zuletzt beratend eingebracht hat. Ihr Tod ist ein großer Verlust für die Mediävistik und für den Mediävistenverband. Wir behalten Frau Zernack in allerbester Erinnerung und sind von diesem frühen Tod sehr betroffen.
Offener Brief zur Unterstützung des Istituto storico italiano per il medioevo
Der Mediävistenverband unterstützt das Istituto storico italiano per il medioevo, das durch die kurzfristig ausgesprochene Kündigung seiner angestammten Räumlichkeiten in seiner Existenz bedroht ist. Der Präsident des Mediävistenverbandes hat gemeinsam mit der Vorsitzenden des Historikerverbandes und dem Vorsitzenden des Konstanzer Arbeitskreises einen Offenen Brief verfasst, um die italienischen Kolleginnen und Kollegen der Unterstützung der deutschen Mediävistik und Geschichtswissenschaft zu versichern.
Das Schreiben finden Sie hier: Offener_Brief_ISIME
Nachruf
Der Mediävistenverband trauert um sein langjähriges Mitglied Prof. Dr. Dr. Ulrich Knefelkamp, der am 25. November 2020 im Alter von nur 69 Jahren verstorben ist. Ulrich Knefelkamp war in der Zeit von 2003 bis 2005 Mitglied des Präsidiums und leitete als Vertreter des nächsten Tagungsortes das Organisationskomitee für das 11. Symposium des Mediävistenverbands zum Thema „Grenzen und Grenzüberschreitung“, das 2005 in Frankfurt an der Oder stattfand. Danach vertrat er zwölf Jahre lang von 2005 bis 2017 das Fach Geschichte im Beirat des Mediävistenverbands.
Der aus Herford gebürtige Knefelkamp studierte Geschichte, Kunstgeschichte, Volkskunde, daneben auch Völkerkunde, Kunstgeschichte, Medizingeschichte und Geographie in Würzburg und Freiburg. Seine Studien schloss er sowohl mit einem Dr. phil. wie auch einem Dr. rer. nat. ab. 1987 habilitierte er sich in Bamberg mit einer Arbeit über das Heilig Geist-Spital in Nürnberg, um die venia legendi für das Fach Mittlere und Neuere Geschichte zu erhalten. In seiner akademischen Laufbahn wurde er nach verschiedenen Stationen, u.a. in Bamberg, Heidelberg, Oldenburg und Jena, im Jahre 1994 auf eine Professur für mittelalterliche Geschichte Mitteleuropas und regionale Kulturgeschichte an der damals gerade wiedergegründeten Europa-Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder berufen.
Knefelkamps breit angelegte Forschungstätigkeit und seine zahlreichen Publikationen basierten auf einem umfassend fundierten Wissen und dem nicht nachlassenden Interesse an sozial- und regionalgeschichtlichen Themen, für die er auch seine zahlreichen Studierenden, Doktorandinnen und Doktoranden an der deutsch-polnischen Grenze zu begeistern wusste. Für die junge Viadrina war sein enormes Engagement in der Hochschulselbstverwaltung mit Stationen als Prodekan und langjähriger Dekan der kulturwissenschaftlichen Fakultät, sein Senatsvorsitz von 1999 bis 2007 und seine Mitgliedschaft im Stiftungsrat der Universität prägend.
Wer Ulrich Knefelkamp einmal kennengelernt hat, weiß aus eigener Erfahrung, dass wir mit ihm einen Kollegen verlieren, der Kompetenz in der Sache und einen Sinn für Gerechtigkeit mit einer Form von Menschlichkeit verbunden hat, wie es in unserem Metier eine große Besonderheit ist. Seine stets freundliche, liebenswürdige und humorvolle Art, die selbst in anstrengenden Sitzungen für erfreuliche Momente sorgte, bleibt unvergessen. Immer wieder zeigte er uns allen sein warmes und ehrliches Interesse an den Nachbarwissenschaften, für die er sich ebenso einsetzte wie für seine eigene. Für alle Kolleginnen und Kollegen, die ihm im Mediävistenverband begegnet sind, bleibt eine stille Erinnerung und die Freude, Ulrich Knefelkamp gekannt zu haben.
Virtueller Konzertvortrag "Aus Handschriften gesungen"
Mit Unterstützung des Mediävistenverbands fand im Rahmen der Leipziger Sommerkurse zur Handschriftenkultur ein virtuelles Konzert des Ensembles Peregrina statt! Hören kann man den Klang der handschriftlichen Überlieferung hier.
Nachruf
Der Mediävistenverband trauert um Prof. Dr. Gerhard Krieger, der am 30.12.2018 im Alter von 67 Jahren in Brühl verstorben ist. Gerhard Krieger, der seit 1994 den Lehrstuhl für Philosophie I der Theologischen Fakultät Trier innehatte und seit 1999 Honorarprofessor der Universität Trier war, trat im Jahr 2000 in den Mediävistenverband ein. Von 2003 bis 2005 vertrat er im Beirat die Theologie, von 2005 bis 2007 war er als Vertreter des nächsten Tagungsortes Mitglied des Präsidiums. Unter seiner Leitung fand 2007 in Trier das 12. Symposium zum Thema „Verwandtschaft, Freundschaft, Bruderschaft – Soziale Lebens- und Kommunikationsformen im Mittelalter“ statt. Von 2007 bis 2011 war Gerhard Krieger als Präsident des Mediävistenverbandes tätig.
Neben den Tagungsakten zum Symposium 2007 veröffentlichte Gerhard Krieger zahlreiche philosophiegeschichtliche Beiträge in der Verbandszeitschrift „Das Mittelalter“ und gab 2010 gemeinsam mit Gottfried Kerscher ein Themenheft mit dem Titel „Askese im Mittelalter“ heraus.
Gerhard Krieger war ein engagierter und mitunter leidenschaftlich streitlustiger Vertreter seines Faches – einer, dem die Philosophie des Mittelalters stets am Herzen lag. Sowohl in wissenschaftlicher als auch in wissenschaftspolitischer Hinsicht bemühte er sich unermüdlich darum, das Mittelalter entgegen manch gängiger Klischeevorstellungen als Ort der Rationalität, der geistigen Auseinandersetzung und der Aufgeklärtheit stark zu machen. Zu seinen Favoriten zählte Johannes Buridanus, dem er seine Qualifikationsschriften und zahlreiche Beiträge widmete.
Der Mediävistenverband wird Prof. Dr. Gerhard Krieger ein ehrendes Andenken bewahren.
Warnhinweis zum Datenschutz
In letzter Zeit ist es bedauerlicherweise zur Verschickung von Phishing Mails gekommen, die sich fälschlich als vom Mediävistenverband versandte Nachrichten ausgeben. Bitte beachten Sie, dass Mails im Namen des Mediävistenverbandes immer nur vom Präsidium oder im Auftrag der aktuellen Präsidiumsmitglieder versandt werden. Im Zweifelsfall überprüfen Sie genau den Absender der verdächtigen Mail und melden Sie sich gesondert beim Datenschutzbeauftragten (vgl. Impressum dieser Homepage).
Auf Twitter
Call for Papers! Am 21.-22.7.2023 lädt die Willibald-#Pirckheimer-Gesellschaft zu einer Tagung „Humanistische #Memorialkulturen in #Nürnberg und Europa 1450–1550“ nach Nürnberg ein. Wer sich beteiligen möchte, ist um ein Abstract bis 1.9. gebeten – vgl.: https://www.hsozkult.de/event/id/event-128335?title=humanistische-memo
Kann jemand der Kollegin helfen? #followerpower
27.06.2022, 19:30 Uhr, Galerie der ULB Münster @WWU_Muenster: "Reineke rappt – vom Mittelalter bis heute" – eine Abendveranstaltung rund um die Dycksche Handschrift.
Alle Interessierten sind herzlich eingeladen! Um vorherige Anmeldung wird gebeten.
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