CfP: 17. Symposium des Mediävistenverbandes

17. Symposium des Mediävistenverbandes, Universität Bonn, 19.-22. März 2017

„Geheimnis und Verborgenes im Mittelalter“

Das Geheimnis ist gesellschafts- und kulturkonstituierend, seine „Erfindung … ist der Gründungsakt der Kultur“ (Aleida und Jan Assmann). Grenzen des Wissbaren grenzen das, was in einer Gesellschaft oder Kultur alle (voneinander) wissen, von den nur wenigen vorbehaltenen Wissensbeständen ab. Das Geheimnis und diese Grenzen sind ebenso konstitutiv für Kulturen wie die Grenzziehungen zu den erst durch die menschliche Neugier erreichbaren Wissensbe-ständen, etwa den Arcana der Natur, aber auch zu den als (noch) nicht wissbar verstandenen (letzten, religiösen) Dingen, die sich etwa in Offenbarungen nicht vollständig enthüllen (etwa: die Beschaffenheit der jenseitigen Welt, die Attribute Gottes). Vor allem nicht-christliche Religionen haben zudem häufig ein ambivalentes Verhältnis zum Geheimnis.
Das Symposium fragt nach der Funktion dieser Phänomene in den verschiedenen „mittelalterlichen“ (also: vormodernen europäischen und nicht-europäischen) Gesellschaftsformen. Schleier, Tür, Spiegel, Schatz und Buch sind wiederkehrende Manifestationen des Geheimen. Verborgenes wiederum kann als Begriff und Phänomen auf den mit Geheimnis eng verbun-denen Themenkreis der entzogenen Räume und Objekte und ihre jeweiligen Funktionen in den Gesellschaften bezogen werden, etwa auf Schatzkammern und auf die in ihnen bewahrten Objekte. Auch entzogene, mit einem Geheimnis umgebene Personen und Personengruppen gehören hierher.
Vor diesem Hintergrund sind für die Bonner Tagung im Bereich von Geheimnis und Verbor-genem folgende Themenfelder denkbar, die sich aber gegenseitig berühren und durchdringen können und sollen.

1. Grenzen, Wege und Zugänge
Die mit den Geheimnissen und dem Verborgenen einhergehenden, mit ihrer Freilegung durchbrochenen Grenzen und Grenzziehungen und die mit ihnen verbundenen Vorstellungen und Bildwelten in ihrer kultur- und gesellschaftskonstituierenden Dimension stehen im Zent-rum eines ersten Themenfeldes. Fallstudien aus allen Bereichen der europäischen Mediävistik und den mit anderen Weltregionen befassten Disziplinen können Einblicke in grundlegende Strukturen der betrachteten Gesellschaften und Kulturen vermitteln. Hierzu gehören auch die Wege und Zugänge, auf denen man glaubte, zu den Geheimnissen von Natur und Menschen vorstoßen zu können, zumal allen neuen Erkenntnissen anders als heute etwas Geheimnisvolles anhaftete. Welches Geheimnis konnte dabei auf welchem Wege enthüllt werden, zu welchen Zeiten und unter welchen Bedingungen? Wie verhält es sich mit dem Geheimnis im Spannungsfeld vom religiösen Normensystem einer Kirche/einer Religion und dessen Ver-mittlung? Welche Rolle spielte die Mystik als ein besonderer Weg zu göttlichen Geheimnis-sen? Auch wird nach den Techniken zu fragen sein, mit denen das einmal als Geheimnis Iden-tifizierte geschützt bzw. dennoch übermittelt oder auch als Geheimnis überhaupt erst ausge-wiesen werden konnte, etwa Geheimschriften.

2. Eliten und ihr Umgang mit Geheimnis und Verborgenem
Eliten als Verwalter und Produzenten des kultur- und gesellschaftskonstituierenden Geheim-nisses und als Wahrer verborgener Räume und Objekte können im jeweiligen Zentrum der Gesellschaft, etwa am Hof, als Kleriker oder Gelehrte erscheinen, aber auch in eher randständigen Bereichen mit einem nicht verschriftlichten Geheimwissen. Sie können sich hierbei der wenigen vorbehaltenen Kulturtechniken bedienen, etwa der Schrift, oder aber eine Traditions- und Initiationsreihe mündlicher Überlieferung durch die Generationen hinweg etablieren. Ge-heimwissen kann zudem geschlechtsspezifisch und nach Altersgruppen verteilt sein. Insofern stellt sich hier ganz allgemein die Frage nach der spezifischen Auswahl und der Sozialisation verschiedener Typen von Geheimnisträgern. Auch die Art der Erzählung bzw. Deutung und Kontrolle von Wissensbeständen, die als geheimnishaltig angesehen werden, durch Eliten, etwa den Hofklerus, den Religionsgelehrten und den mit ihm in diesem Feld konkurrierenden Hofdichter, könnten hierbei ebenso ein Thema sein wie banalisierte Formen des Geheimnisses, etwa in Rezeptsammlungen. Schließlich gehört die Vermutung hierher, dass es gar keine Geheimnisse gibt („Priesterbetrug“).

3. Geheimnis und Verborgenes: Individuen und Gesellschaften
In diesem Themenfeld wird danach gefragt, wie sich Geheimnis und Verborgenes jeweils an der Grenze von Öffentlichkeit und Privatheit positionieren und sich hierbei die Grenzen im Laufe der Zeit verschieben. Die Rolle der Selbsterforschung und die Entwicklung der Beichte als Suche nach den Geheimnissen in einem Individuum könnten hierbei betrachtet werden, aber auch Neuerungen innerhalb der Medien, etwa (Selbst-)Porträt und Biographie, im Hinblick auf ihren Zusammenhang mit dieser Selbsterforschung. Was wollte man gar nicht wissen, welche Rolle spielten die wandernden Grenzen der Scham und des Schamgefühls und von Emotionen im Bereich von Geheimnis und Verborgenem? Auf interkultureller Ebene stellt sich die Frage, was der einen Kultur an der anderen geheimnisvoll, was verborgen erschien, wobei (fremde) Kulturen in den Blick geraten, die man als Hüter von Geheimnis und Verborgenem vermutete oder hierfür sogar prädestiniert sah. Schließlich könnten fallweise populäre heutige Vorstellungen von Geheimnis und Verborgenem im Mittelalter als nicht im wissenschaftlichen Sinne erkenntnisgesteuerte Aneignungsformen dieser Epoche eine (kritische) Würdigung erfahren.

Zu den genannten drei Themenfeldern werden Vorschläge für Sektions- oder Einzelbeiträge sowie interaktive Workshops erbeten:
Dauer einer Sektion: in der Regel 1½ Stunden mit drei Vorträgen (inkl. Diskussion).
Vortragsdauer: nicht länger als 20 Minuten.
Bei von Teams selbstständig gestalteten Sektionen oder interaktiven Workshops mit drei oder vier Vorträgen ist darauf zu achten, dass die Rede- und Diskussionszeit die vorgegebene Sek-tionsdauer von 1½ Stunden nicht überschreiten. Ferner sollen – im Sinne der interdisziplinären Ausrichtung des Verbandes – bei drei Vortragenden mindestens zwei, bei vier Vortragenden mindestens drei verschiedene Fächer beteiligt sein.

Die Veranstalter sind Ihnen dankbar, wenn die Exposés folgendermaßen aufgebaut sind:
• Nummer des Themenblocks (s. o., 1-3)
• Ihre Adresse (inkl. E-Mail); bei Sektionsvorschlägen die Adresse des/der Verantwortlichen
• Exposé von maximal 7000 Zeichen (Sektionsvorschlag) bzw. 1500 Zeichen (Einzelvorschlag, Workshop)

Die Veranstalter bitten darum, die zu Sektionen gehörigen Exposés nicht auch einzeln einzu-reichen. Es wird ausdrücklich begrüßt, wenn in den Teams auch Nachwuchswissenschaft-ler/innen zu Wort kommen.

Bitte richten Sie Ihre Vorschläge, vorzugsweise per E-Mail mit Attachment, bis zum 28. Februar 2016 an folgende Adresse:

Prof. Dr. Stephan Conermann
Annemarie Schimmel-Kolleg
„Geschichte und Gesellschaft der Mamlukenzeit, 1250-1517“
Heussallee 18–24
53113 Bonn

Ansprechpartnerin: Dr. Claudia El Hawary
elhawary@mamluk.uni-bonn.de

http://www.mediaevistenverband.de/symposium/17-symposium-2017/

„Rituale und Inszenierungen im Mittelalter“ / „Rituels et mises en scène au moyen âge“

Sehr geehrte Kollegen und Kolleginnen
texte en français en bas

Wir möchten Sie gerne noch einmal auf folgende Ausschreibung hinweisen
und bitten Sie, möglicher Weise interessierte Graduierte in Ihren
Institutionen darauf aufmerksam zu machen (aufgrund einer ungenügenden
Anzahl an Bewerbungen wurde die Ausschreibefrist verlängert):

Der 6. Graduiertenkurs des Mediävistischen Instituts der Universität
Freiburg/Schweiz, der in Zusammenarbeit mit den Schweizer
Mittelalterzentren organisiert wird, findet vom 5.-9. September 2016
zum Thema „Rituale und Inszenierungen im Mittelalter“ statt.

Das Thema ist bewusst offen gehalten für eine breite Vielfalt an
mediävistischen Fachgebieten und es konnten sehr kompetente
Spezialisten dafür geworben werden. Der Kurs bezweckt die Förderung
des mediävistischen Nachwuchses, vor allem von DoktorandInnen, die an
einer Schweizer Universität forschen. Er unterstützt die
Grundlagenforschung im Bereich der mediävistischen Disziplinen,
versucht die Forschungskompetenz der Doktorierenden zu verbessern und
fördert den interdisziplinären Austausch.

Es fallen keine Kurskosten an, die CUSO und der Nationalfonds werden
für Reise-, Unterkunft- und Verpflegung aufkommen.

Bewerbungen mit einem c.v., einer kurzen Darstellung des
Forschungsprojekts und einem Empfehlungsschreiben des Betreuers oder
der Betreuerin senden Sie bitte
bis spätestens 29. Februar 2016 an folgende Adresse:

Mediävistisches Institut
Universität Freiburg,
Misericorde
CH-1700 Freiburg

Für weitere Auskünfte stehen Ihnen die OrganisatorInnen des Kurses
selbstverständlich gern zur Verfügung:

Prof. Dr. Hans-Joachim Schmidt (Freiburg):
Hans-Joachim.Schmidt@unifr.ch

Prof. Dr. Marion Uhlig (Freiburg):
Marion.Uhlig@unifr.ch

Prof. Dr. Alain Corbellari (Neuchâtel):
Alain.Corbellari@unine.ch

Prof. Dr. Matteo Nanni (Basel):
Matteo.Nanni@unibas.ch

Das ausführliche Konzept finden Sie auf unserer Website unter:
http://www.mediaevum.unifr.ch/d/graduiert/graduiertenkurs_2016.htm

Chers collègues, chères collègues

Nous voulons attirer encore une fois votre attention sur la mise au
concours suivante et nous vous prions de bien vouloir la diffuser au
sein de votre institution:
Le sixième cours de formation doctorale de l’Institut d’Études
Médiévales de l’Université de Fribourg, qui est organisé en
coopération avec des Centres d’études médiévales suisses se déroulera
du 5 au 9 septembre 2016 avec comme thème « Rituels et mises en scène
au Moyen Âge ».

Le thème a été volontairement laissé très ouvert afin de permettre aux
médiévistes de tous les horizons de participer en se faisant encadrer
par des spécialistes compétents.

Le cours a pour but la promotion de la relève des médiévistes en
particulier des doctorants et doctorantes qui font leurs recherches
dans une université de Suisse. Il soutient la recherche fondamentale
dans le domaine des études médiévales, essaye d’améliorer les
compétences en recherche des doctorants et favorise les échanges
interdisciplinaires. Les frais d’hébergement, de repas et de transport
sont pris en charge par la CUSO et le Fonds National.

Les candidatures (c.v. accompagné d’une brève présentation du projet
de recherche et d’une lettre de référence du directeur de recherche)
doivent parvenir
au plus tard le 29 février 2016 à l’adresse suivante :

Institut d’Études Médiévales
Université de Fribourg
Misericorde
CH-1700 Fribourg

Pour tous renseignements complémentaires les organisateurs du cours
sont à votre entière disposition:

Prof. Dr. Hans-Joachim Schmidt (Fribourg):
Hans-Joachim.Schmidt@unifr.ch

Prof. Dr. Marion Uhlig (Fribourg):
Marion.Uhlig@unifr.ch

Prof. Dr. Alain Corbellari (Neuchâtel):
Alain.Corbellari@unine.ch

Prof. Dr. Matteo Nanni (Bâle):
Matteo.Nanni@unibas.ch

Le concept détaillé se trouve sur notre site internet à l’adresse
suivante:
http://www.mediaevum.unifr.ch/f/formationdoctorale/cfd_16.htm